Der Paderborner Dom überragt mit seiner Höhe alle umgebenden Häuser und Kirchen. Von überall her kann man ihn schon von Weitem sehen. Diesen Domblick habe ich oft bei meiner Seelsorgearbeit in der LWL-Klinik, vom obersten Stockwerk aus. Der kleine Turm rückt in den Vordergrund. Er gehört zur 150-jährigen Mutterhauskirche der ´Paderborner Vincentinerinnen`, nur fünf Geh-Minuten vom Dom entfernt.
Die Glocke im Türmchen mischt sich beim dreimaligen Läuten zum “Engel des Herrn“ unter das Geläut der anderen Kirchen. Ihr kleines Bimmeln darf nicht fehlen im Chor der großen Glocken, denn jede Stimme ist wichtig, die zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen erklingt.
Das stimmt nicht nur für die Glocken, sondern auch für das Zusammenleben von Menschen im Kloster, in der Familie, im Berufsleben, überall da, wo Gemeinschaft besteht. Gegenseitige Wertschätzung schafft Harmonie und damit lebt es sich leichter.
In der 150-jährigen Mutterhauskirche der ´Vincentinerinnen von Paderborn` fallen zwei vergitterte und beleuchtete Wandnischen auf, in denen je ein verziertes, goldenes Reliquiar steht. Die Reliquien der Heiligen haben für uns Christen immer noch Bedeutung und können für unser Glaubensleben Vorbild sein.
Ein Gebet über den beiden Reliquiaren lädt ein, uns im Gebet an sie zu wenden. Es lautet: “Bittet für uns, ihr lieben Heiligen, deren Reliquien wir hier verehren“. Für mich wurde es zur Anregung, mal wieder in einer Heiligen-Legende über ihr Leben nachzulesen und an sie im Gebet zu denken.
– Hl. Vincenz von Paul,
deine vielseitige Liebe zu den Armen deiner Zeit sei für mich in heutiger Zeit für mein Leben Leitfaden.
– Hl. Liborius,
du Schutzpatron der Diözese Paderborn, beschütze alle Priester und Gläubigen auf ihrem gemeinsamen Weg.
– Hl. Papst Pius X.,
dein Wahlspruch ´Alles in Christus erneuern` gebe auch für unser Leben die Richtung an.
– Hl. Petrus Canisius,
dir lagen die Anliegen der Kirche besonders am Herzen. Stärke unsere Aufmerksamkeit und Treue im kirchlichen Leben.
– Hl. Konrad von Parzham,
du Heiliger der Klosterpforte, erinnere uns an die Freundlichkeit gegenüber allen, denen wir begegnen.
– Hl. Meinolf,
auf deine Initiative geht die Überführung der Reliquien des hl. Liborius zurück. Sorge weiter für unsere Diözese Paderborn.
– Hl. Louise von Marillac,
lass uns nach deinem Vorbild überall dort, wo wir leben und arbeiten, Werke der Nächstenliebe leben.
– Katharina Labouré,
deine Liebe und Verbindung zu Maria, der Mutter Jesu, rege auch unser Bitten und Beten zu ihr an.
– Hl. Theresia vom Kinde Jesu,
lehre uns, auf dem kleinen Weg des Alltags die Liebe zum großen und guten Gott nicht zu vergessen.
– Hl. Gefährtinnen der Hl. Ursula,
vermittelt uns immer wieder Weggefährten und Leitbilder im Unterwegssein durch das Glaubensleben.
Die guten Ansätze im Leben der Heiligen mögen uns weiter begleiten auf dem Weg in die Ewigkeit …
Wer in eine katholische Kirche kommt, blickt
wie von selbst nach vorn zum Altarraum mit Tabernakel, Ambo und Altar, zentraler Blickfang, mit Kerzen und Blumen geschmückt. Danach stellt sich der “Rund-um-Blick“ ein, über die Kirchenbänke hinweg zu Figuren an der Wand, zum Kreuzweg oder den Kirchenfenstern.
Der Blick unter das Gewölbe sollte nicht vergessen werden, auch nicht in der Mutterhauskirche der ´Vincentinerinnen von Paderborn`, die vergangenes Jahr ihr 150. Jubiläum feierte. Die Decke ist mit filigranen Malereien in Pastelltönen verziert. Sie zeigt im Schnittpunkt der Linien, die von den Säulen ausgehen, sechs Rundbilder. Es ist gut, sich über ihren Symbolgehalt Gedanken zu machen, denn sie sind wie kleine Botschaften des Glaubens.
Zwischen Altarraum und Orgelbühne sind diese Bilder zu sehen:
Es lohnt sich also, in Kirchen nach oben zu schauen…
Auf dem rechten Seitenaltar in der Mutterhauskirche der ´Vincentinerinnen von Paderborn`, die 150 Jahre alt geworden ist, stehen immer wieder andere Figuren, Ikonen oder Bilder, passend zum Kirchenjahr. So hat dort im Mai diese Schutzmantel-Madonna ihren Platz gefunden. Es ist eine Weise, Maria so darzustellen, um auf ihre Stellung im Glaubensleben hinzuweisen.
Unter ihrem weiten Gewand sind unterschiedliche Menschen dargestellt, letztlich alles Hilfe- und Schutzsuchende. Diese Symbolhaltung Mariens wirkt einladend, sich im Gebet auch dort unterzustellen, an einem sicheren Ort der Vermittlung von Hilfsgesuchen bei Gott.
Menschen bitten uns Ordensschwestern immer wieder, in einem ihrer persönlichen Anliegen zu beten. Viele Bitten erreichen uns durch persönliche Kontakte, über Briefe, Telefon oder Email. In gemeinsamen oder persönlichen Gebetszeiten ist immer wieder die Möglichkeit, Maria als Mittlerin zu ihrem Sohn Jesus Christus anzurufen.
So wird in dieser Kirche und überall auf der Welt immer wieder gebetet: „…bitte für uns, bitte für sie, jetzt und in der Stunde des Todes. Amen!“
In der 150 Jahre alten Mutterhauskirche der ´Vincentinerinnen von Paderborn` brennen im Chorraum, links neben dem Altar immer Kerzen während Gottesdienst und Stundengebet. Sie werden am Fest Mariä Lichtmess geweiht. Die Osterzeit nimmt die Kerzen als Symbol für das Licht, das uns Jesus Christus durch seine Auferstehung geschenkt hat:
– Wir tragen in der Osternacht das Licht vom Osterfeuer, das in der Dunkelheit brennt, mit unseren kleinen Kerzen in die Kirche und damit auch unseren Glauben.
– Die große Osterkerze brennt das ganze Jahr über bei Gottesdienst und Gebet. Sie erinnert immer wieder beim bewussten Hinschauen an die Auferstehung Jesu.
– Die Kerzen brennen bei den Jubiläumsfeiern der Schwestern als Symbol für jahrelange Berufung durch Jesus Christus.
– Ihr Leuchten ist wie ein Hinweis auf das Wort Jesu: „Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe“ (Jo 12,46).
Wo Kerzen brennen, wird das Dunkel erhellt. Im betenden Hinschauen und Nachdenken über die eigenen Licht- und Dunkelzeiten im Leben können Dank und Bitte vor Gott gebracht werden.
Der Monat März steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Fastenzeit und Karwoche.
Da liegt es nahe, sich Gedanken zu machen und näher hinzuschauen auf den Kreuzweg
an der linken Wand der Mutterhaus-Kirche der ´Paderborner Vincentinerinnen`,
die im vergangenen Jahr ihr 150. Jubiläum gefeiert hat.
– Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld, eine Haltung, die wir im übertragenen Sinn auch manchmal zu unserem Schutz einnehmen.
– Jesus nimmt das Kreuz auf sich. Er muss dazu die Kraft beider Hände nehmen. Um unser persönliches Kreuz zu tragen, bedarf es auch oft beider Hände.
– Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz. Das Leid drückt ihn nach unten; eine Erfahrung, die mancher Leidtragende unter uns Menschen auch machen muss.
Das Besondere an diesem Bild geschieht am Kreuz. Die drei Gestalten sind in dunklen Bronce-Reliefs zu sehen, während das Kreuz wie aus Gold zu sein scheint. Die Ursache: als dieses Foto entstand, fiel gerade in diesem Augenblick Sonne durch die Kirchenfenster, ein Hinweis für uns, dass das Kreuz mit seinem Dunkel zum leuchtenden Erlösungszeichen werden kann.
Es lohnt sich, in der Fastenzeit sich einmal in einer Kirche die 14 Kreuzwegstationen in Ruhe anzuschauen und an eigene Kreuzwege und die vieler Menschen auf der ganzen Erde zu denken…
In der Zeit der Romanik war es üblich, dass Löwen den Eingang von Kirchen bewachten: als Figur vor der Tür, in Form von Wasserspeiern, an verzierten Portalen im Gewände oder wie hier als Türklopfer. Dahinter steht eine zweifache Bedeutung:
Das Löwenbildnis erinnert daran, dass alle Eintretenden das Böse vor der Kirchtür lassen sollen: die Gedanken, Worte und Taten und alles, was damit in Verbindung steht. Es ist zu- c gleich wie eine kleine Gewissenserforschung, denn man betritt ja doch das Haus Gottes!
Das Anklopfen an der Tür hat auch einen biblischen Hintergrund und erinnert an ein Wort Jesu, der sagte: „Bittet, dann wird euch gegeben, sucht, dann werdet ihr finden, klopft an, dann wird euch aufgetan.“ (Lk 11,9) Jeder Kirchenbesucher klopft gleichsam im Gebet an. Er sucht Hilfe bei ihm und bittet ihn in seinen ganz persönlichen Anliegen.
Das sind Gedanken, die beim Öffnen einer Kirchtür einfallen können, um in der richtigen Haltung vor Gott zu treten.
Neben der Vorhalle zur Mutterhauskirche der Vincentinerinnen von Paderborn, die 2014 ihr 150. Jubiläum feierte, führt eine Wendeltreppe drei Stockwerke hoch zum Glockenturm, dessen Spitze ein Kreuz ziert. Die kleine Glocke hinter den Schallfenstern läutet dreimal am Tag und hat einige wichtige Funktionen für das klösterliche Leben.
Das Läuten…
– hat Signalwirkung und weckt die Aufmerksamkeit im täglichen Leben,
– schenkt zeitliche Orientierung, wenn es um 7.00, 12.00 und 18.00 Uhr läutet,
– ruft Gefühle wach: um 7.00 Uhr für den Tagesbeginn, um 12.00 Uhr für den Höhepunkt des Tages und die Mittagspause, um Uhr für den beginnenden Abend,
– erinnert mit dem dreimaligen Läuten an die Menschwerdung Gottes und ruft zum gemeinsamen Gebet, dem „Engel des Herrn“ zusammen. Daran schließt sich das Stundengebet der Kirche mit Laudes, Sext und Vesper an.
Im Verlauf des klösterlichen Tages übernimmt eine elektrische Schelle die Glockenfunktion, wenn sie zu Gottesdienst, besonderen Gebetszeiten oder Versammlungen durchs Haus erklingt. Das bedeutet, dass jede Schwester ihre Tätigkeit unterbricht, was manches Mal nicht einfach ist, denn Unfertiges liegen lassen kann schwerfallen. Gleichzeitig ist es eine Erziehung zur Pünktlichkeit, eine Form der Höflichkeit der Gemeinschaft gegenüber.
Der heilige Vincenz hat einmal gesagt: „Solange sie sich gegenseitig Achtung und Sanftmut bezeigen, wird ihr Haus ein Paradies sein!!!“ (aus: ´Liebe sei Tat`)
Zum Abschluss des Jubiläums fand im Mutterhaus ein Schwesternbegegnungstag statt. 140 Schwestern folgten der Einladung. Der Tag begann mit der Eucharistiefeier, die Weihbischof Manfred Grothe mit uns feierte. In seiner Predigt betonte er , wie wichtig die Mutterhauskirche für unsere Gemeinschaft ist, als ein besonderer Ort des Gebetes und die geistige Heimat aller Schwestern. Er betonte, auch seine Verbundenheit mit dieser Kirche, weil er 25 Jahre jeden Morgen mit dem Schwesternkonvent die heilige Messe gefeiert hat.
Zur Gabenbereitung, verbunden mit den Fürbitten brachten die Schwestern verschiedene Symbole zum Altar, u.a. die Bibel und unsere Lebensordnung. Eine Powerpoint-Präsentation nahm die Schwestern mit auf eine Zeitreise durch die Mutterhauskirche, bei der viele Erinnerungen wach wurden.
Der Begegnungstag endete mit einem spirituellen „Gang“ durch die Kirche, den „Lichtblicken“, ein besonders schöner Abschluss.
Auch zu dieser Messfeier war die Kapelle gut besucht. Sr. Cäcilie Müller begrüßte die Gottesdienstbesucher und gab einen kurzen Abriss zur Geschichte der Mutterhauskirche. Der Musikalische Rahmen wurde gestaltet von der Gruppe „Vocale“ aus Hardehausen, unter der Leitung von Heinrich Lammers. Moderne geistliche Lieder, die vom Chor vorgetragen wurden und neue Gotteslob Lieder gaben dem Lob Gottes ein eine mitreißende Note.
Zelebrant Abt em. Dr. Dominicus Meier OSB, verglich in seiner Predigt den Kirchenraum mit einem Kostbaren Rahmen, der seinen Wert aber erst dadurch erhält, dass ein Bild in Ihm zu finden ist. So muss auch der Kirchenraum mit den lebendigen Gliedern der Gottesdienstgemeinde gefüllt sein, die sich zum Lobe Gottes in diesem Raum versammelt haben.
Am Freitag fand ein Konzert für Violine und Klavier statt. In der gut besuchten Mutterhauskirche spielten die beiden koreanischen Musiker Sangkuem Kim (Violine) und Seugchan Kang (Klavier) Stücke von Johannes Brahms, Ludwig van Beethoven und César Franck.
Beide Künstler kommen aus Südkorea. Sie haben dort ein Universitäts-Musikstudium absolviert. Jetzt studieren sie im Meisterkurs an der Musikhochschule in Detmold. In Korea und in Deutschland haben sie Konzerte gegeben. Sie spielen sowohl in Orchestern wie auch in Kammermusikgruppen. Ihre Musik erfüllte nicht nur den Kirchenraum, sondern berührte zutiefst die Herzen der Zuhörer/Innen. Unter ihnen waren der Erzbischof Hans Josef Becker und Abt em. Dr. Dominicus Meier.
Das Publikum dankte den Künstlern mit einem großartigen Applaus.
Mit freudiger Erwartung war unsere Gemeinschaft der Festwoche entgegen gegangen. Am Donnerstagabend war es dann soweit, die Vesper zur Eröffnung der Festwoche begann. Gestaltet wurde sie vom Vincenz Chor. Dieser Chor setzt sich aus Ordenschwestern und Mitarbeitern des St. Vincenz Krankenhauses zusammen und wird von Markus Maurer geleitet.
Als Hymnus sang die versammelte Gemeinde, die Kapelle war bis auf den letzten Platz gefüllt, das Lied „Ein Haus voll Glorie schauet“. Die Kapelle erfüllt vom kräftigen Gesang gab Zeugnis von der Gemeinschaft der Glaubenden. Die Psalmen, teils virtuos vorgetragen vom Chor, von Vorbetern oder im Wechsel mit der Gemeinde gesungen, waren wie Weihrauch der zur Ehre Gottes emporstieg. Das Wort des Hl Petrus kam einen in den Sinn: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft.“ 1 Petr 2,9.
Abgerundet wurde die Feier durch das „Gegrüßet seist du Maria“, das vom Chor in französischer Sprache vorgetragen wurde. Alles in allem ein gelungener Auftakt zum Lobe Gottes.
Diese Kirche der Schwestern des Hl. Vincenz von Paul hat am 12. November 2014 ihr 150. Jubiläum gefeiert. Bei diesem Fest gab es verschiedenste Rückblicke. Dieses Foto zeigt einen Rückblick vom Altarraum quer durch die Kirche nach hinten.
1. Im unteren Bildteil befindet sich die Eingangstür, links davon das Weihwasserbecken und rechts ein Mosaik des hl. Josef und einige Bänke. Diese haben eine wichtige Funktion. Sie laden zur kurzen Stippvisite bei Gott ein, zum Hinsetzen und Stillwerden. Hier haben sicher schon sehr viele Schwestern im Laufe der Jahre ihre Alltagserlebnisse vor Gott gebracht und im Herzen bewegt zu Bitte oder Dank.
2. Im oberen Bildteil, unterhalb vom Gewölbe, ist eine helle Wand zu erkennen: das sog. „Zweite Chörchen“, wie die Schwestern sagen. Vom 2. Stockwerk des Mutterhauses können sie in diesen Raum gelangen. Er ist ideal für das stille Gebet, den Rückzug oder der Gang am Kreuzweg entlang, den 14 Bildtafeln aus Bronze zeigen. Beide Orte – am Kircheingang und oben auf den 2. Chörchen – werden für das persönliche Gebet gern aufgesucht, da der Beter ab und zu einen abgeschirmten Raum braucht für die Zweisamkeit mit Gott.
3. In der Mitte des Bildes ist die Orgelempore: mit dem Spieltisch links, den Orgelpfeifen rechts und, von unten nicht einsehbar, die Bühne für den Chor.
– Die Orgel, ´Königin der Instrumente` genannt, öffnet das Herz mit ihren musikalischen Schwingungen für das Lob Gottes. Sie bahnt den Weg für Gebet und Anbetung und hebt empor aus dem Alltäglichen ins Besondere. Es ist gut, sich im Gottesdienst von der Musik mitnehmen zu lassen, sich dafür zu öffnen und durchlässig zu werden für das Wirken Gottes.
– Das Orgelspiel erfordert vom Organisten hohe Konzentration: beim Einhalten von Notenwerten, von Pausen und vom Rhythmus, in der passenden Lautstärke und Dynamik. Orgelspieler verbringen viel Zeit, um die Musikstücke zu üben, die Fingerfertigkeit zu trainieren, Lieder und Noten auszusuchen, Feste musikalisch zu gestalten. Wie wäre es mit einem anerkennendem Wort für diesen Dienst oder anderen Dankeszeichen?
– Vom Orgelspiel hängt zudem der Gemeindegesang wesentlich ab. Die Liedbegleitung ermutigt zum Mitsingen. Sie bringt die betende Seele in Schwung, befreit vom Alltag und lässt Freude und Dank aufkommen. Es ist gut, einmal bei sich selbst darauf zu achten, wie das Mitsingen das Lob Gottes intensiviert und die Gemeinschaft mit Menschen dadurch verstärkt.
– Die Orgel hat eine sehr lange Geschichte, ehe sie als Kircheninstrument einen wichtigen Platz in der Liturgie bekam. Die erste Orgel wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. in Alexandrien gebaut. Wenn die Psalmenbeter sie damals schon gekannt hätten, kämen sie sicher auch in den Psalmen vor. Mein Vorschlag für einen Lobpsalm lautet so:
Ich lobe dich, Gott,
mit dem Spiel der Orgel,
mit allen Orgelpfeifen,
den großen und kleinen;
mit jeder einzelnen Taste,
die auf dem Manuale ist;
mit Pedal und Registerzug,
mit hohen und tiefen Tönen,
leisen, anbetenden Klängen,
lauten und aufbrausenden
und auch klagenden Melodien.
Mein Lob auf der Orgel
möge dein Ohr erreichen
und in dein Herz dringen
mit meinem großen Dank
für diese so schöne Welt
und deine sorgende Liebe
für mich und alle Menschen,
heute und alle Tage.
Amen!
Als diese Mutterhaus-Kirche der Vincentinerinnen von Paderborn 1864 gebaut wurde, also 23 Jahre nach der Gründung des Ordens, dachte noch niemand an das Jahr 2014 mit dem 150. Jubiläum. Sie steht hinter einer hohen Mauer im Mutterhaus-Garten und ist von der Straße aus nicht zu sehen. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich viel menschliches und kirchliches Leben abgespielt. Eine große Schar von Schwestern ist täglich dort ein- und ausgegangen. Viele Hände und Ideen haben sie durch die Jahre erhalten und gestaltet, um sie für Gebet und Gottesdienst bereitzuhalten.
Trotz zweier Kriege und Umbaumaßnahmen ist sie weiterhin Anziehungspunkt für Glaubende geblieben. Solch ein besonderer, geschichtlicher Ort lässt Gedanken zu wie diese…
1. Für viele Schwestern ist diese Kirche ein Ort der Zugehörigkeit. Hier haben sie ihr Ordensleben begonnen. Hier legten sie ihre Gelübde ab, feierten Jubiläen und Kirchenfeste und hatten einen festen Platz im Kirchraum, äußerlich und innerlich.
2. Hier ist ein Ort für viele Schwestern, an dem sie stille Zeiten der Einkehr verbrachten im gemeinschaftlichen und privaten Beten. Hier liegen gleichsam unzählige Bitt- und Dankgebete in der Luft, denen sich jeder Kirchenbesucher mit eigenen Gedanken anschließen kann.
3. Täglich wird hier die Eucharistie gefeiert mit der Verkündigung des Wortes Gottes und der Mahlfeier, mit der Begegnung Jesu Christi in der heiligen Kommunion. Sie ist die Stärkung für den Lebensweg im Alltag und die Erfüllung des Ordens-Ideals in Werken der Barmherzigkeit.
4. Viele Priester und Patres, Äbte und Bischöfe haben mit den Schwestern gebetet und Gottesdienst gefeiert und mit ihren Schriftauslegungen das Denken und Handeln mitgeprägt und bereichert. Jede Schwester hat Erinnerungen an Priester, die wichtig waren in ihrem geistlichen Leben.
5. Gebet und Gottesdienst leben von verschiedenen Fähigkeiten, die dafür eingesetzt werden: als Mit-Beter und Mit-Sänger, als Vor-Sänger und Chor-Sänger, Vorbeter und Lektor, Organist und Spieler von Instrumenten. Dadurch wird die Liturgie vielseitig und ansprechend.
6. Alles Beten bedarf eines geordneten Umfeldes, für das sich die Kapellen-Schwestern einsetzen. Liebevoll haben sie Frischluft, Wärme und Kälte, Blumen, Kerzen, Ordnung und Sauberkeit im Blick. Dazu sind täglich viele Handgriffe wie selbstverständlich notwendig.
Viele betende und sorgende Menschen haben in diesem Kirchraum ihre Spuren hinterlassen. Uns Menschen tut es gut, uns in ihre Scharen einzulassen, um Dank und Bitte mit ihnen vor Gott zu tragen, besonders in diesem Jubiläums-Monat November und darüber- hinaus in die Zukunft, die in Gottes Hand geborgen liegt.
Wer in die Mutterhaus-Kirche der Vincentinerinnen von Paderborn gehen will, kommt an dieser Marienstatue vorbei. Blumen und Kerzen machen auf sie aufmerksam; noch mehr ein Licht, das einen Schatten an die Wand wirft. Alle Schwestern, die hier leben und zur Ordensgemeinschaft gehören, stehen gleichsam unter dem ´Schatten Mariens`. Das 150. Jubiläum der Kirche lässt über die Rolle Mariens in diesem Orden nachdenken.
1. Alle Schwestern tragen zu ihrem Ordensnamen auch den Namen Maria. Das Fest “Mariä Namen“ am 12. September hat einen besonderen Stellenwert im Ordensleben. Darüber hinaus ist jede Schwester eingeladen, sich immer wieder an diese Namensgebung zu erinnern, denn sie ist wie ein Programm.
2. Nach altem Kirchenbrauch wird dreimal täglich der
“Engel des Herrn“ gemeinsam gebetet. Er innert an das “Ja“ Mariens, das sie zu Gottes Willen gesagt hat. Sie durchlebte dieses “Ja“ in allen Höhen und Tiefen an der Seite ihres Sohnes Jesus Christus, und das bis zu seinem Tod am Kreuz.
3. Ein “Ja“, das alle Schwestern in ihren Gelübden von Armut, Ehelosigkeit und Armut Gott versprochen haben, wird am Fest “Mariä Verkündigung“ am 25. März, in den Mittelpunkt gestellt An diesem Tag werden die Gelübde erneuert, während sie in den Herausforderungen des Alltags immer wieder neu gelebt werden wollen.
4. Der Lebensweg Mariens hat Vorbildcharakter. Das tägliche Rosenkranzgebet nimmt Stationen in den Blick, die Maria in Jesu Nähe durchstanden hat, ehe sie von Gott heimgeholt wurde. Von ihrem Leben kann jeder Christ und jede Schwester sich Trost für den eigenen Weg holen.
5. Maria nimmt als Mutter Gottes durch die Nähe zu ihrem Sohn Jesus Christus einen besonderen Platz als Fürbitterin ein. Sie wird von vielen Menschen in allen Nöten von Leib und Seele angerufen in Gebeten, Litaneien, Wallfahrten und Andachten. Sie schenkt den Bittenden Vertrauen und Hoffnung.
Es ist ratsam, sich bei allem Alltäglichen Halt im Glauben zu suchen. Und dazu gehört auch der Blick auf das Leben Mariens, denn auch Jesus fand Halt an seiner Mutter.
Vor der Eingangstür zur Mutterhauskirche der Vincentinerinnen von Paderborn, die in diesem Jahr ihr 150 jähriges Jubiläum feiert, ist dieser kleine Flügelaltar zu sehen. Der geschnitzte Dachgiebel erinnert an eine Kirche. Im geschlossenen Zustand zeigt die Rückseite ein Gitterwerk aus Bronce und wirkt somit wie eine Kirchentür. Über dem großen Mittelbild sind ist ein Monogramm zu erkenn mit den Buchstaben V und S: St. Vincenz, der große Ordensheilige der Schwesterngemeinschaft.
1. Der rechte Arm des Heiligen hält ein Kind fest, das sich an seine Schulter lehnt. Vincenz lässt sich berühren und bietet Schutz.
Manche Schwester wird an ihre Arbeit in Kindergarten, Kinderheim oder Kinderklinik erinnert. Offen sein für Berührungen und Nähe, wenn es die Situation erfordert, kann zum Liebeswerk werden, jeden Tag; auch im Alltag des Zusammenlebens .
2. An der linken Seite des Heiligen steht eine junge Frau und schaut zu ihm hinauf, die Hände in bittender Haltung.
Viele bittende Gesten und Blicke wurden und werden den Schwestern entgegengebracht. Es möge ihnen gelingen, sich dem andern zuzuwenden und auf Bitten und Wünsche zu achten, die oft sehr verborgen ausgedrückt werden.
3. Der hl. Vincenz steht im Mittelpunkt des Bildes. Ein Punktstrahler erleuchtet den goldenen Hintergrund.
Das kann helfen, über ihn nachzudenken und sein großes Liebeswerk der barmherzigen Liebe. Es ist gut, sich zu fragen nach der eigenen Sensibilität in Werken der Liebe, besonders mit den Menschen des Alltags.
4. Die beiden Seitenflügel des Altars zeigen musizierende Engel. Einer spielt Geige, der andere schlägt eine Handtrommel.
Musik ist die Hochform des Lobes. Deshalb umgeben Engel den Heiligen. Er hat die Liebe gelebt, die Jesus Christus verkündet hat. Der hl. Vincenz ist dabei, wenn wir in der Präfation der Eucharistiefeier beten: „Darum preisen wir dich mit allen Engels und Heiligen und singen mit ihnen das Lob deiner Herrlichkeit.“ So kann jede Präfation ein Anlass werden, mit dem Ordensheiligen zusammen Gott zu loben.
5. Unter dem Mittelbild steht die Gebetsbitte: „Heiliger Vincenz, bitte für uns.“
Diesem Heiligen können wir unsere Bitten sagen für alles, was uns persönlich oder im Weltgeschehen bewegt. Wer in seinem Geist betet, wird sicher an die Armen, Kranken, Einsamen und Hilfsbedürftigen denken, deren Wohlergehen ihm am Herzen lagen. Er hat einmal gesagt: „Es ist die Liebe, die bewirkt, dass wir niemanden leiden sehen können, ohne mit ihm zu leiden. Die Liebe öffnet dem einen das Herz des andern und lässt ihn spüren, was der andere empfindet.“ (aus: Worte des Erbarmens, P. Otto Schnelle, Herder-Verlag 1980, Seite 41)
Jeder Raum bliebe dunkel, wenn es keine Fenster gäbe. Alle brauchen Licht: Menschen, Tiere, Pflanzen. Ohne Licht kein Leben auf dieser Erde, keine Orientierung in der Umgebung, keine Wahrnehmung von Farben und Formen. Menschen haben sehr früh damit begonnen, in ihren Behausungen Lichtöffnungen einzurichten. Auch beim Bau von Kirchen gab es Entwicklungen. Nach kleinen Fenstern in romanischen Kirchen wurden in der Gotik die Fenster immer größer. Der Kirchraum wurde transparenter für das Licht von außen. Die Glaskunst schuf bunte Ornamente und Darstellungen von Heiligen und damit Glaubenshilfen für den Betrachter.
Fenster leuchten nur, wenn Licht von außen durchscheint. Es ist ratsam, einmal in aller Ruhe einen Fensterrundgang durch die Mutterhaus-Kirche der Vincentinerinnen von Paderborn zu machen, die in diesem Jahr ihr 150. Jubiläum feiert, um die Fenster über dem Altarraum und an den Seitenwänden anzuschauen. Jedes wirkt in Farben und Formen anders auf den Betrachter.
Dieses Fenster wird von der Morgensonne durchleuchtet. Es befindet sich an der linken Wand im Chorumgang. Die rote Umrandung wird unterbrochen von vertikalen und horizontalen Linien. Die Farbe Rot steht für die Liebe. Liebe ist also in Bewegung, ein vincentinischer Auftrag an die Schwestern, die hier zu Gebet und Gottesdienst ein- und ausgehen…
Für uns Christen ist Licht das Zeichen für Christus. Er hat doch selbst gesagt: „Ich bin das Licht der Welt!“ (Jo 9,5) Wo wir etwas in unserer Umgebung durch Wort oder Tat heller machen, da scheint auch die Liebe Gottes durch…
Christus gibt uns dazu den Auftrag, wenn er sagt: „Ihr seid das Licht der Welt!“ (Mt 5,14) Wir sind es, wenn wir vom Licht weitergeben, das wir durch die Taufe von Christus empfangen haben. Licht für die Welt sein… mit meinem Leben…
In dem Jesus-Wort steckt zugleich die Aufforderung: ´Seid das Licht der Welt!` Damit meint er: ´Bemüht euch, von dieser Lichtkraft andere etwas spüren zu lassen. Bringt dieses Licht dahin, wo ihr lebt. Erinnert euch immer wieder daran, denn es ist doch eure Aufgabe…`
Am Ein- und Ausgang der Mutterhauskirche der Vincentinerinnen von Paderborn, die in diesem Jahr 150. Jubiläum feiert, kommt der Kirchenbesucher an einem Weihwasserbecken vorbei. Ein zweites befindet sich an der Ausgangstür zur Statio, durch die man in die Klausurräume des Klosters gelangt. Das Kreuz am Weihwasserbecken steht für Jesus Christus. Es ist mit gesegnetem Wasser gefüllt.
Wasser erinnert an die eigene Taufe und das Kreuz für die Gemeinschaft mit Christus, der uns durch die Taufe in seine Freundschaft gleichsam hineingetaucht hat. Zur Erinnerung machen Christen beim Hinein- und Hinausgehen ein Segenskreuz über sich.
Dazu einige Überlegungen …
– Was bedeutet mir meine eigene Taufe? Es ist gut in meinem Glauben, mich immer wieder einmal daran zu erinnern und meine Zugehörigkeit zur Kirche zu besiegeln …
– Ein Dank sollte aufsteigen zu meinen Eltern, denen der Glaube selbst so wichtig war, dass sie mich taufen ließen; ein Dank auch an alle, die mich begleitet haben auf dem Hineinwachsen in die Kirche: Eltern, Geschwister, Verwandte, Paten, Lehrer und Priester …
– Ein Dank soll auch allen Autoren gelten, die mir durch Schrifttum den Glauben erschlossen haben: die Schreiber biblischer Texte, die Heiligen mit ihren Biografien und alle Schriftsteller religiöser Literatur …
– Und wie ist meine eigene Einstellung zum Weihwasserkreuz, mein Umgang damit: ist er wie automatisch oder gebrauche ich es nur selten …
– Es gibt auch den Brauch, mit dem befeuchteten Finger das Weihwasser weiterreichen. Dahinter steht der Gedanke: auch du bist getauft und gehörst wie ich zur Kirche Jesu Christi – oder: der Segen soll zu dir kommen …
– Freude könnte aufsteigen bei dem Gedanken: ich bin getauft! Es ist für mich doch so kostbar, zur Kirche zu gehören und sie weiterzuleben und mit in der Reihe der Glaubenden seit 2000 Jahren zu stehen ..
Das Kreuzzeichen – mit oder ohne Weihwasser – ist eine gute Erinnerungshilfe im Vollzug meines täglichen Glaubens …
In der Mutterhaus-Kirche der Vincentinerinnen von Paderborn, in der seit 1864 viele Schwestern zu Gebet und Gottesdienst ein- und ausgehen, steht vorn im Altarraum dieser Tabernakel auf einer Bronzesäule. Er ist mit Bleikristallen verziert und birgt in seinem Innern den goldenen Kelch mit dem heiligen Brot, das in der Eucharistiefeiern in den Leib Christi verwandelt wurde.
So ist Gott immer gegenwärtig.
Um dieses eucharistische Brot für Kranke und Sterbende aufzubewahren, stellte man in den ersten Jahren des Christentums ein kleines Kästchen aus Holz oder Elfenbein her, das in der Wohnung des Priesters aufbewahrt wurde. Vom 3. Jahrhundert an stand es in einem Extraraum neben der Kirche. Im Zeitalter der Gotik entstanden reichverzierte Sakramentshäuschen, die in der Wand eingelassen waren oder im Altarraum aufgestellt wurden. So fand der Tabernakel seinen Platz im Altarraum.
Kirchenbesucher und Beter werden durch das ewige Licht auf ihn aufmerksam gemacht. Die lebendige Kerzenflamme weist auf die Gegenwart Gottes hin. Jesus Christus hat doch gesagt: „Ich bin das Licht der Welt!“ (Joh 9,5) So wird der Kirchraum zu einem bewohnten Ort und lädt zur Begegnung mit Gott ein.
Dazu einige Gedanken:
– Ich bin eingeladen,
mich hier niederzulassen für die Begegnung mit dem gegenwärtigen Gott. Dazu nehme ich mir Zeit und verzichte auf alle äußere Geschäftigkeit, auch in Gedanken …
– Ich bin an einem Ort,
an dem Gott anwesend ist. Seine immer währende Präsenz in Welt und Zeit wird im Haus Gottes leichter spürbar und nimmt in meiner Seele Raum …
– Ich bin mir sicher,
dass ich mich jederzeit an Gott wenden kann, an jedem Ort und überall. Sobald ich mein Herz für ihn öffne, ist er für mich da, für mich ganz allein …
– Ich werde erwartet,
ohne vorherige Terminabsprache. Das macht mich innerlich frei für alles Bitten und Danken. Schließlich ist Gott mit seiner Großherzigkeit und Liebe der Schenkende in meinem Leben …
– Ich muss hier nicht
nur bitten und danken und Gedanken formulieren oder Texte nachbeten. Ich darf auch einfach nur schweigen und still anwesend sein, um Gott Gelegenheit zu geben, sich mir mitzuteilen auf sein geheimnisvolle Weise …
– Ich kann nicht nur
meine persönlichen Anliegen vor Gott bringen, sondern auch stellvertretend die Notlagen und Bedürfnisse der nahen und weiten Welt und der Menschen um mich herum …
Der Tabernakel mit dem heiligen Brot ist eine stille Einladung, die mir geschenkt wird und die ich einfach vorbehaltlos annehmen sollte, so oft es geht …
Beim Öffnen der Tür zur Mutterhauskirche der Vincentinerinnen von Paderborn fällt der Blick wie von selbst nach vorn zum Chorraum, der von Säulen umrahmt wird. Mittelpunkt ist der Altar, an dem seit 1864 täglich Gottesdienst gefeiert wird. Vier Stufen führen aus dem Alltagsgeschehen hinauf.
Jeder Altar ist ein besonderer Ort, an dem sich Himmel und Erde berühren. Der Tisch ist festlich mit weißen Tüchern gedeckt und mit Blumen und Kerzen geschmückt. Um diesen Altar versammelt sich die Gemeinde. Sie weiß sich im Glauben mit dem Gekreuzigten und auferstandenen Christus verbunden, besonders dann, wenn in der Wandlung die Worte Jesu durch den Priester wiederholt werden, die er damals beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern über Brot und Wein gesprochen hat.
Jeder Gottesdienst ist eine Einladung, die Fragen an mich und meinen Glauben stellt:
– Der Psalmist betet: „Ich will zum Altar Gottes treten, zum Gott meiner Freude.“ (Ps 42,4); eine Anfrage an meine innere Einstellung, warum ich zum Gottesdienst gegangen bin. Die Antwort nach den Beweggründen ist ein Baustein für mein Glaubensleben.
– Brot, Wasser und Wein werden zum Altar gebracht; jeder bringt dazu seinen Alltag mit in Form von Dankbarkeit, Bitte, Freude, Leid, Sorgen, Trauer; auch die Gewissensfrage, ob ich in meiner Nächstenliebe zu Versöhnung und Vergebung bereit bin.
– Im Markus-Evangelium steht: ´Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen, geh und versöhne dich!` Eine Gewissensfrage an mich, ob ich zu Versöhnung und Vergebung mit meinem Nächsten und Allernächsten bereit bin!
– Jesus sagte beim Letzten Abendmahl: „Tut dies zu meinen Gedächtnis“. (Lk 22,19) Es ist bis heute Jesu Auftrag an die Priester, zugleich eine Einladung an jeden, der dieses Geheimnis mitfeiert, dieses Zeugnis an die kommenden Generationen weiterzugeben. Auch ich habe dazu den Auftrag!
– Die für die Mahlfeier gebrachten Gaben werden durch die Worte des Priesters zu Leib und Blut Jesu Christi. In der heiligen Kommunion erhalten wir Anteil an Jesu Tod und Auferstehung. Die Hostie in meiner Hand ist der Berührungspunkt mit dem Gott der Liebe. Es ist für mich ein heiliger Augenblick besonderer Nähe, den ich durch nichts stören möchte.
Jede Mitfeier des Gottesdienstes kann mich verändern, wenn ich mich für den Wandlungsprozess öffne, den Gottes Liebe in mir wirken will …
Dieses Kreuz hängt über dem Altar der Mutterhauskirche. Es ist hoch oben am Rundbogen zwischen zwei Säulen befestigt. Seit 1864 haben dort unzählige Schwestern zum Kreuz aufgeblickt. Die Gestalt des Gekreuzigten, an Händen und Füßen durchbohrt, zeigt die Härte dieses Todes, ebenso das Schwarz der Kreuzesbalken. Es ist ein Kreuz für die Fastenzeit und Karwoche, denn es lädt zum Hinschauen und Nachdenken ein. Drei Besonderheiten können dazu anregen.
1. Das Leinentuch ist auffällig, das Jesu Hüften umhüllt. Es wirkt wie vom Wind bewegt und ist aus Gold, die Farbe der Göttlichkeit. Sein Leiden ist für uns, für jeden und jede, etwas einmalig Großes im Liebeswirken Gottes an uns Menschen.
Ein Grund, darüber nachzudenken,
dass Christus für mich ganz persönlich diesen Leidensweg bis zum Ende gegangen ist.
2. Die vier Enden der Kreuzesbalken sind besonders hervorgehoben durch die Riffelung und die goldene Farbe. Die Inschrift über dem Kopf Jesu ist ebenfalls vergoldet. Diese Symbolfarbe leuchtet im Licht und zeigt bei aller Härte des Todesleidens schon etwas von der Auferstehungssonne.
Ein Grund, darüber nachzudenken,
dass auch ich bei allen Leiden, den kleinen und den großen, das Licht der Auferstehung erwarten kann.
3. Wie auf vielen Kreuzen, so ist auch auf diesem der Kopf Jesu nach unten geneigt. Sein Blick wandert zum Altar hinunter, auf dem in jeder Eucharistiefeier das wiederholt, was damals im Abendmahlssaal und auf Golgotha geschah.
Ein Grund, darüber nachzudenken,
dass die konkrete Begegnung mit Jesus auch mir im heiligen Brot geschenkt wird, so oft ich es will und kann. Er ist dann bei mir, ganz persönlich. Er nimmt mich dabei immer mehr und tiefer in das große Geheimnis des Glaubens hinein.
Wer in die Mutterhauskirche der ´Vincentinerinnen von Paderborn`
eintritt, befindet sich in einem Raum, in dem seit 1864 das Wort Gottes verkündet wird. Der Blick wandert durch den Mittelgang zum Chorraum mit Altar, Tabernakel und Ambo. Um Letzteren soll es in dieser Meditation gehen.
Das Wort ´Ambo` kommt aus dem Griechischen und bedeutet ´Hinaufsteigen`. In der Mutterhauskirche sind es vier Stufen für den Vorbeter. Das Wort Gottes soll von diesem Ort gut hörbar sein.Es ist gut,
den Ambo, wo auch immer, auf mich wirken zu lassen, genau hinzusehen und als wichtigen Ort zu betrachten.
Die Verkündigung des Wortes Gottes soll von einem besonderen Platz aus geschehen, denn dort wird uns ´der Tisch des Wortes` gedeckt mit Lesungen aus der Heiligen Schrift, aus dem Alten und Neuen Testament. Diese Texte sollen uns auf dem Glaubensweg begleiten und stützen.Es ist gut,
mir Gedanken über das Wort Gottes in meinem Leben zu machen, was es für mich bedeutet und ob ich es für mein Leben einsetze.
Der Vortrag der Schrifttexte ist nicht nur eine Sache des Priesters. Jeder Getaufte leistet durch sein inneres und äußeres Tun seinen Beitrag zum Gottesdienst, auch der Lektor.Es ist gut,
das eigene Mitwirken in den äußeren Formen und in der inneren Einstellung zu überprüfen und dem Lektor auch einmal ein Extra-Danke für seinen Dienst zu sagen.
Besondere Aufmerksamkeit erfährt die Verkündigung des Evangeliums am Ambo durch den Priester. Es wird vorgelesen oder vorgesungen und je nach Festcharakter des Gottesdienstes mit aufsteigendem Weihrauch oder brennenden Kerzen begleitet.
Es ist gut,
aus jedem Evangelium den Satz oder Gedanken mit in den Tag zu nehmen, der mich beim Zuhören angesprochen hat.
Der Ambo dieser Kirche, aus Bronze gegossen, weist uns mit dem großen Kreuz auf Jesus Christus hin, der gegenwärtig ist. Die Bleikristalle in den runden Fassungen bilden ein Kreuz, das in alle vier Himmelsrichtungen weist mit dem Auftrag, die Botschaft Jesu weiterzusagen und weiterzutragen.
Es ist gut,
eigene Gedanken aus der Verkündigung ins Gespräch zu bringen bei günstigen Gelegenheiten, wie z. B. bei Tischgesprächen. Der Austausch mit anderen kann neue Blicke eröffnen.
Vom Ambo aus wird in jedem Gottesdienst Fürbitte gehalten, ein Gedenken an Menschen in den verschiedensten Lebenslagen und an unsere Verstorbenen.Es ist gut,
den Blick nicht nur auf mich selbst, sondern auch auf andere zu richten, im Denken und besonders im Beten.
Das Wort Gottes soll gut gehört werden, daher der Lautsprecher und der erhöhte Ort. So manches Mal rauschen die heiligen Worte an unserem Ohr vorüber, ohne uns in der Tiefe zu erreichen.
Es ist gut,
mir Gedanken über mein Zuhören bei der Verkündigung des Wortes Gottes zu machen: über meine Aufmerksamkeit, Schläfrigkeit oder Interesselosigkeit.
Der Ambo wird zu einem Ort, über dem das Wort Jesu aus dem Matthäus-Evangelium steht: ´Wer Ohren hat zu hören, der höre!` (Mt 11, 15)
In dieser Kirche des Mutterhauses der Vincentinerinnen von Paderborn beten und singen seit 1864 die Schwestern das gemeinsame Stundengebet. Sie feiern Eucharistie, halten Anbetung vor der Eucharistie und kommen während des Tages, um allein vor Gott zu sein mit Dank, Lob und Bitte oder ihre Lebensfragen mit Gott anzusehen. Kirchen sind da zum Atemholen, um zur inneren Ruhe zu kommen vor Gott. Jesus Christus hat einmal gesagt: ´Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.` (Mt11,28)
Beim Betreten der Kirche wandert der Blick …
– nach oben: zum Gewölbe, das sich wie ein Himmel über den Beter breitet,
– nach vorn: zum Chorraum mit den Säulen, dem Ort für das heilige Geschehen mit Jesus Christus.
Sakrales ist zu spüren, nicht fassbar, von Stille umgeben, Die Schritte werden wie von selbst langsamer und die Stimmen leiser, da Ehrfurcht den hier Eintretenden umfängt.
Die Bänke laden ein zum Hinsetzen und verweilen. Alle Schwestern, die hier im Mutterhaus wohnen, haben ihren festen Platz. Die Bücher liegen griffbereit in der Bank, Das ist gut so. Es gibt ein Gefühl von Beheimatetsein, Dazugehören und Sicherheit, denn hier verbringen sie einige Stunden ihres täglichen Lebens.
Das Licht in einer Kirche spielt ebenfalls eine besondere Rolle und wirkt auf den Menschen ein:
– Festbeleuchtung beim Gottesdienst,
– Sparbeleuchtung während des Tages,
– Sonnenschein oder trübes Licht bei Regenwetter,
– gedämpftes Licht in der dunklen Jahreszeit,
– Kerzenlicht an besonderen Orten und während Gottesdiensten,
– das ewige Licht vor dem Tabernakel.
An Festtagen und zu besonderen Anlässen liegt Weihrauchduft im Kirchraum. So werden alle Sinne beim Besucher angesprochen und sensibilisiert und ermöglichen das Gespräch mit Gott auf verschiedenste Weise. Spüren Sie doch selbst einmal nach. . .
Gegenüber der Busdorfkirche, Am Busdorf 4, steht das Mutterhaus. Man geht durch ein großes Tor auf die Haustür zu, die tagsüber geöffnet ist, und weiter, einige Stufen aufwärts, zur Mutterhaus-Pforte und schellt. Ein hoher Raum mit gedämpftem Licht empfängt den Eintretenden.
Der Blick fällt sofort geradeaus auf die Kirchtür gegenüber, die von zwei dicken Säulen eingerahmt wird. Licht fällt von innen nach außen. Das wirkt einladend und zugleich auffordernd zum Hineingehen. Durch diese Tür sind seit 1864 Besucher und Mitarbeiter gegangen und unzählbare Schwestern, zu allen Zeiten des Tages zwischen frühem Morgen und spätem Abend:
– zum gemeinsamen Stundengebet,
– zu Meditation, Schriftlesung und Vorträgen,
– zum stillen Beten und Anbeten,
– zur täglichen Mitfeier der Eucharistie,
– zu Festgottesdiensten des Kirchenjahres,
– zu Einkleidungs- und Professfeiern,
– zur Festfeier von Jubiläen,
– zu Exercitien und Totenmessen.
In dieser Kirche ist viel vor Gott getragen worden mit Danken und Bitten aus Höhen und Tiefen im Zeitgeschehen von 150 Jahren:
– Weltgeschichte mit zwei Weltkriegen und politischen Veränderungen,
– Lebensgeschichte der einzelnen Schwestern von der Anmeldung ins Kloster an,
– Ordensgeschichte mit Neugründungen und Schließungen von Häusern und Aufgabenfeldern,
– Baugeschichte mit Umbau, Beseitigung von Kriegsschäden und Renovierungen.
Wer in diese Kirche eintritt, kommt in einen Raum, wo er Gott finden kann. Er erwartet und wartet, hat immer Zeit und ein offenes Ohr für all das, was ein Menschenherz bewegt. Wer diese Kirche besucht, reiht sich ein in Vergangenheit und Gegenwart, in die Schar derer, die in dieser Kirche Dank und Bitte und Lob an Gott ausgesprochen haben und es in der heutigen Zeit weiter fortsetzen.